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Susanne Denningmann:
Aneignung und Kritik des Ramismus in Soest.
Logikunterricht am Archigymnasium im 17. Jahrhundert.

In: Soester Zeitschrift 117 (2005), S. 76-98.

Die Analyse der logischen Disputationen, die im 17. Jh. am Soester Archigymnasium gehalten worden sind, gibt Aufschluss über das, was die Schüler im Logikunterricht lernten. Wenngleich die Frage, ob der respondierende Schüler oder der als Präses fungierende Lehrer den jeweiligen Text verfasst hat, in den meisten Fällen nicht endgültig geklärt werden kann, so darf als gewiss gelten, dass die in den Disputationen behandelten Themen tatsächlich Gegenstand des Unterrichts waren.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen fünf Disputationen, in denen es um eine allgemeine Charakterisierung der Logik geht. Sie sind in den Jahren 1605 bis 1652 unter vier verschiedenen Präsides gehalten worden und belegen anschaulich, dass in Soest keineswegs scholastische Inhalte gelehrt wurden.

Vielmehr beherrschte zu Beginn des 17. Jhs. der Ramismus den Logikunterricht, der an den führenden lutherischen Universitäten verboten war. Drei Disputationen, die in den Jahren 1646 und 1647 unter zwei verschiedenen Präsides gehalten worden sind, konstatieren einen Wandel: Die Verfasser benutzen zwar weiterhin ramistische Terminologie und folgen auch im Aufbau der Methode des Ramus, legen aber ein grundsätzlich verändertes Logikverständnis zugrunde, indem sie die notiones secundae als Gegenstand der Logik bestimmen und nicht im ramistische Sinne die notiones primae. Mit dem Rekurs auf die Gießener Professoren Konrad Dieterich und Christoph Scheibler stellen sie sich in die Gießener Tradition, die innerhalb der lutherischen Schulphilosophie eine Sonderrolle einnahm: Neben Rostock war Gießen die einzige deutsche lutherische Universität im 17. Jh., an der der Ramismus in modifizierter Form beibehalten wurde. Den Höhepunkt der Auseinandersetzung mit dem Ramismus markiert eine Disputation aus dem Jahre 1652, die vor allem durch ihren wissenschaftlichen Charakter besticht. Der Verfasser lehnt den Ramismus argumentativ ab. Dabei beruft er sich vor allem auf den Paduaner Aristoteliker Jacobo Zabarella sowie die führenden Helmstedter und Wittenberger Professoren Cornelius Martini, Jakob Martini und andere. Er schließt sich somit dem Logikkonzept an, das von fast allen lutherischen Universitäten vertreten wurde.

Bestellung der Zeitschrift
Soester Zeitschrift 117 (2005) für den Preis von 20€.

Bestellung des Aufsatzes
In: Soester Zeitschrift 117 (2005), S. 76-98 für den Preis von 0,10€ pro Kopie.

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