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Stephanie Hellekamps:
Welt als Maschine und Berührung der Körper.
Ein Beitrag zum Oberstufencurriculum im 17. Jahrhundert.

In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. 80. Jg. (2004), H. 2/3. S. 267-288.

Der Vergleich des Lehrbuchs des Soester Rektors Johann Sybel mit den einschlägigen Disputationen, in denen Sybel als Präses fungierte, gibt Aufschluss über das wirkliche Lernen in den Oberstufenkursen zwischen 1646 und 1656. Die epistemischen Lehrgehalte, insbesondere der Physik einschließlich ihrer metaphysischen Fundierung, nahmen einen besonderen Platz im Curriculum ein. Es hat mithin keine ungebrochene Fortdauer der sprachlich-rhetorischen, also der humanistischen Lehrgegenstände gegeben. Ebenso wenig wurden scholastische Gehalte unverändert gelehrt.

Vielmehr wurden die scholastischen, vornehmlich Aristotelischen Begriffe und Erklärungsmuster modifiziert. Damit antwortete der Soester Physikunterricht auf spezifische Erfordernisse der aufkommenden modernen Naturwissenschaften. Es lassen sich Vergleichsmomente zwischen dem Soester Physikunterricht und den Lehren Newtons und Leibniz’ feststellen.

Die Lehr- und Lerninhalte der Physik in Soest zeigen einen konfessionell übergreifenden Diskurszusammenhang mit katholischen Wissenschaftstheoretikern (Suárez, Arriaga, Fonseca). Der Vergleich mit den enzyklopädischen Konzeptionen der reformierten Offenbarungstheologie (Comenius) zeigt, dass letztere sich resistent gegenüber den Anforderungen moderner Naturwissenschaft verhalten hat. Demgegenüber lässt sich für Soest eine beständige Modernisierung des Physik-Curriculums in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nachweisen. Dies wird in diesem Aufsatz am Beispiel der physikalisch-metaphysischen Frage nach der causa efficiens gezeigt, die einer Modifikation der Aristotelischen Begrifflichkeit unterliegt.

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